7. Juli 2025 | Workflow Illustration

In 7 Schritten zur eigenen Illustration

Kreativität braucht Freiheit – und einen guten Plan. Klingt paradox? Finden wir nicht. Denn die besten Ideen entstehen dort, wo gezieltes Vorgehen auf kreative Freiheit trifft. Unser Workflow vereint darum beim Illustrieren beides und sorgt so dafĂĽr, dass jede Illustration am Ende das tut, was sie soll: wirken.

Illustration gewĂĽnscht? Klar, könntest du jetzt einfach eine KI bitten, dir innerhalb von Sekunden eine zu generieren. Prompt eingeben, Enter drĂĽcken, vielleicht paarmal iterieren – fertig.

Einverstanden, das kann je nach Situation absolut super sein, als rasche Visualisierung für erste Ideen zum Beispiel. Manchmal ist die KI aber auch ungeeignet. Wenn du ganz genaue Vorstellungen hast etwa. Dann brauchst du maximale Individualität, Flexibilität und Fingerspitzengefühl. Und das geht nach wie vor am besten mit dem eigenen Stift.

Wenn du also eine Illustration von Grund auf selbst entwickeln willst – mit allem, was dazugehört: den genialen (und weniger prickelnden) Ideen, den Denkpausen, den Aha-Momenten –, dann brauchst du einen Workflow, der dich durch den kreativen Prozess führt. Bei uns sieht der so aus:

 

1. Ausgangslage: Wozu nochmal die Illustration?

Eine Illustration will in vielen Fällen eine inhaltliche Rolle übernehmen und nicht «nur» ein Kommunikationsmittel zieren. Das bedeutet in der Konsequenz, dass wir, noch lange bevor wir einen Bleistift in die Hand nehmen, uns mit

  • der Ausgangslage,
  • mit dem Ziel und Zweck einer Illustration,
  • mit dem Medium, auf welchem die Illustration ihr Zuhause finden wird,  
  • und der zu vermittelnden Botschaft auseinandersetzen.

Auf diese solide Basis legen wir Wert, denn sie weist uns im Gestaltungsprozess den Weg. Aus Erfahrung investieren wir hier liebend gern alle Zeit, die nötig ist. 

 

2. Brainstorming: Visueller Rahmen abstecken

Klar, jede Illustration startet mit einer Idee. Die Muse kĂĽsst aber ja bekanntlich nicht nach Plan. Wie kann man sich also helfen?

In unserem Fall entsteht eine Idee oft entweder direkt aus einem Kundenbriefing, einer Brainstorming Session (allein oder im Team) oder wir geben unserem Gehirn den kreativen Task in Auftrag – und lassen es ein paar Stunden oder Tage im Unbewussten arbeiten. Plötzlich (und scheinbar aus dem Nichts) taucht die Idee dann auf: Danke, Geistesblitz!

Wir sind aber auch nur Menschen und manchmal bleibt die Muse aus. Oder aber wir wollen das Gestaltungsfeld noch zusätzlich erweitern. Spätestens jetzt machen wir uns aktiv auf die Suche und recherchieren im Netz oder in der Literatur nach weiteren Inspirationen. Beliebte Plattformen für Illustrations-Inspirationen sind etwa Pinterest, Behance oder Cosmos.

Ein Moodboard sammelt an einem Ort erste Stimmungen, Farben oder Stile:

3. Stil: Welche visuelle Sprache wird’s?

Wie die Tonalität im Text eines Unternehmens, beeinflusst der Stil die Stimmung und Wirkung einer Illustration. Vielleicht bevorzugst du einen bestimmten Stil? Möglicherweise ist er vorgegeben? Oder aber du hast einfach Lust, etwas Neues auszuprobieren?

Die Stilauswahl ist unendlich. Darum ein Richtwert: Der klare, reduzierte Stil eignet sich fĂĽr Erklärungen und technische Inhalte. Ein verspielter, kĂĽnstlerischer Stil hingegen kann Stimmungen und Charaktere besser vermitteln. Ob du dich fĂĽr minimalistisch, realistisch oder verspielt entscheidest – dein gewählter Stil sollte auf jeden Fall zur Botschaft passen.

Und kleiner Tipp am Rande: Manche Illustrationsstile sind sehr aufwendig, andere weniger. Wenn du nur wenig Zeit zur Verfügung hast, wähle einen schlichteren Stil, um dir das Leben nicht unnötig schwer zu machen.

Auch die Stilrecherchen und Beispiele fĂĽgen wir in unser Moodboard ein.

 

4. Skizzieren: Und wir heissen das Chaos willkommen

Jetzt nehmen wir den Stift zur Hand und zeichnen drauflos. Manche von Hand auf Papier, andere auf dem Tablet mit Apps wie Procreate. Ganz egal, nimm einfach, was dir gäbiger geht. Mit der Grundidee und dem visuellen Mood im Kopf lassen wir erstmal alle Ideen, Gedanken und Elemente einfach aufs Papier fliessen.

Und ja, da sind auch bei uns oft unmögliche Idee dabei. Das macht nichts, im Gegenteil: Das kann den Gedankenfluss anregen und dir richtig kreative Ideen entlocken. Versuche also, (noch) nicht zu bewerten. Das braucht zu Beginn vielleicht etwas Überwindung. Aber wer weiss, vielleicht spinnst du aus den scheinbar unbrauchbaren Ideen später die brillante Idee weiter? Also: Mut zur Lücke.

Verbringe zudem nicht allzu viel Zeit mit Details – das kommt erst später. Jetzt ist der Moment, erste Ideen zu testen, ob und wie sie visuell funktionieren könnten.

5. Briefing meets BauchgefĂĽhl: Die ersten Stossrichtungen

Nach einer festgelegten Endzeit fürs Braindumping (oder einfach wenn dein Gehirn nichts Neues mehr liefern will): Mache eine Pause. Steh auf, trink einen Kaffee oder Tee – bringe dich auf andere Gedanken. Danach kommst du zurück an den Schreibtisch und schaust dir deine Ideen an.

Jetzt darfst du kritisch sein.

Erinnere dich an deine Ziele und entscheide dich anhand von Kriterien wie «Ist es umsetzbar?» oder «Passt die Idee zur Botschaft?» für 2 bis 3 erste Stossrichtungen. Arbeite diese grob aus. Teste Formen, Farben und Flächen. Gestalte ein Grundgerüst, auf dem du später aufbauen kannst. Bleibe offen, damit du die Elemente jederzeit noch anpassen kannst.

6. Umsetzen: Jetzt kommen sie, die Details

Sobald du dich, dein Team oder dein:e Kund:in sich fĂĽr eine der Stossrichtungen entschieden haben, kannst du Licht, SchattenwĂĽrfe, Strukturen oder Effekte ausarbeiten – was es im Rahmen deines gewählten Stils eben alles braucht.

Dabei ist Fingerspitzengefühl gefragt, denn mehr ist nicht immer besser. Zu viele Effekte können eine Illustration überladen, zu wenig lassen sie flach wirken. Finde deine richtige Balance und nimm auch mal Abstand zur Illustration, um dich nicht in der Gestaltung zu verlieren. Hole dir eine unabhängige Zweitmeinung ein, wenn du kannst. Das kann sehr hilfreich sein. Manchmal bedeutet es aber auch: Kill your darlings. Bleib aufgeschlossen und flexibel. Am Ende soll die Illustration schliesslich funktionieren, oder?

 

7. Aufhören, wenn’s am schönsten ist

Apropos Ende: Wann ist eine Illustration eigentlich fertig? Ach, das ist vermutlich die schwierigste Frage von allen. Vielen Künstler:innen fällt es schwer, im Gestaltungsprozess den Moment, in dem das Kunstwerk fertig ist, zu erkennen. Manchmal ist es ein intuitiver Entscheid, manchmal macht die Inspiration Pause. Und manchmal hat man auch schon mehrere Bemühungen hinter sich, die kaum mehr zu Verbesserungen, vielmehr zu Verschlechterungen geführt haben – spätestens jetzt ist der Moment aufzuhören.

Letztlich hilft immer: Abstand gewinnen und mit einem frischen Blick auf die Illustration schauen oder Kolleg:innen nach ihrer Meinung fragen.

Und wenn’s mal nicht läuft?

Mach dir keinen Kopf. Das passiert den Besten. So machen’s unsere Zeichnungsprofis in solchen Fällen:

 

Was machst du, wenn dich das weisse Blatt ĂĽberfordert?

Lena: Die Angst, keine Ideen zu haben ist immer da. Aber ich nehme das meist nicht so tragisch, weil ich weiss, dass ich mir an vielen Orten Inspirationen holen kann. So finde ich immer zu einer Idee.

Brigitte: Einfach anfangen. Vor dem weissen Blatt sitzen ist der schlimmste Moment. Sobald etwas auf dem Papier ist – egal was – beginnt es zu fliessen.

 

Wie gehst du mit der Angst um, dass eine Idee nicht gut genug ist?

Lena: Ich lasse sie erstmal da sein. Das gehört dazu. Mit etwas Abstand fällt mir dann vielleicht auf, dass diese Angst berechtigt ist und ich meine Idee noch weiterentwickeln muss. Oder aber, dass ich einfach zu viel von mir selbst erwarte.

Brigitte: Ich zeige sie Kolleg:innen, Freund:innen oder der Familie ... und ich nehme Abstand. Etwas später sieht man meist klarer, ob und wie gut die Idee funktioniert.

 

WofĂĽr brauchst du oft mehr Zeit als erwartet?

Lena: FĂĽr die Entscheidungen. Wenn ich zum Beispiel entscheiden muss, welche visuellen Elemente bleiben dĂĽrfen und welche nicht. Kurz: Wenn ich ausprobiere, um herauszufinden, was wirklich in die Gestaltung passt.

Brigitte: Für die Recherche. Ich kann mich verlieren in den Möglichkeiten. Wenn ich hier aber genügend Zeit aufwende, erreiche ich danach auch bessere Resultate.

 

Und zu guter Letzt: Was hilft dir, dich nicht in Details zu verlieren?

Lena: Ein Timer. Klingt simpel, ist aber sehr praktisch. Ausserdem hilft es, mich immer wieder aus dem Tunnel zu holen. Und Feedback von aussen wirkt auch immer top. Dieser manchmal ganz andere Blickwinkel ist fĂĽr mich sehr wertvoll.

Brigitte: Den Kostenrahmen nicht zu vergessen, und frĂĽhzeitig mit Kolleg:innen den Austausch zu suchen. Ihr Feedback bringt mich weiter. Und so laufe ich auch weniger Gefahr, mich in Details zu verzetteln.

 

So sieht unser Workflow aus. Grösstenteils zumindest.

Denn eines, was wir in all den Jahren gelernt haben: Es gibt nicht den einen perfekten Workflow. Jedes Projekt ist anders, jede Person arbeitet anders und hat andere Vorlieben, und das ist auch gut so. Ein Workflow kann aber wichtige Meilensteine im eigenen Gestaltungsprozess definieren. Und der sich schlängelnde kreative Prozess damit immer wieder auf Kurs bringen.

 

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